Alle Jahre wieder: Am 8. März ist der Fisch aufgegessen.
- Julia Wogart
- 6. Nov.
- 2 Min. Lesezeit
Aktualisiert: vor 2 Tagen

Warum Deutschland auf Importe angewiesen ist
Rein rechnerisch war der in Deutschland gefangene oder gezüchtete Fisch im Jahr 2025 schon am 8. März aufgebraucht. Ab diesem Zeitpunkt lebt Deutschland vom Import – eine symbolische Zahl, die zeigt, wie stark die Bundesrepublik von internationalen Lieferketten abhängt. Laut der Umweltorganisation Seas at Risk deckt der heimische Fischfang damit nur rund 10 Prozent des nationalen Bedarfs.
Trotz wachsender Sensibilität für Nachhaltigkeit und Regionalität bleibt der Appetit auf Fisch groß. 12,5 Kilogramm Fisch und Meeresfrüchte verzehren die Deutschen pro Kopf und Jahr (Thünen-Institut 2024). Lachs, Thunfisch, Hering, Alaska-Seelachs und Garnelen führen die Beliebtheitsskala an – Produkte, die größtenteils aus Übersee stammen.
Fisch als Teil der Ernährungskultur
Fisch gilt als gesund, vielseitig und klimafreundlicher als Fleisch. Das spiegelt sich im Ernährungsverhalten wider: Auch wenn der Konsum leicht schwankt, bleibt Fisch ein fester Bestandteil der deutschen Küche. Besonders in städtischen Regionen wächst die Nachfrage nach convenience-gerechten Produkten – filetiert, vorportioniert und tiefgekühlt.
Die Ernährungsreporte des Bundesministeriums für Ernährung und Landwirtschaft (BMEL) zeigen: Fast zwei Drittel der Deutschen achten beim Einkauf auf Herkunft und Nachhaltigkeit, akzeptieren aber gleichzeitig, dass viele Arten aus anderen Regionen stammen müssen, um ganzjährig verfügbar zu sein.
Globale Märkte sichern die Versorgung
Weltweit steigt der Fischkonsum weiter an. Laut dem aktuellen OECD-FAO Agricultural Outlook 2025-2034 soll der globale Pro-Kopf-Verbrauch bis 2034 auf 21,8 Kilogramm steigen. Damit wird Fisch weltweit eine noch wichtigere Proteinquelle – insbesondere in Schwellenländern.
Für Deutschland bedeutet das: Der Wettbewerb um Rohware nimmt zu. Während die eigene Fangquote begrenzt bleibt, wachsen Nachfrage und Preisvolatilität auf den Weltmärkten. Ohne Importe aus Norwegen, Island, Vietnam oder Kanada wäre der Fischbestand in deutschen Kühltheken binnen Wochen erschöpft.
Warum die Nordsee allein nicht reicht
Die deutsche Fischerei kann die steigende Nachfrage nicht mehr decken – und das nicht erst seit gestern. Zum einen sind viele Bestände reguliert, um Überfischung zu vermeiden; zum anderen verschiebt der Klimawandel ganze Ökosysteme. Steigende Wassertemperaturen verändern Wanderbewegungen von Arten wie Dorsch oder Makrele.
Auch die Infrastruktur begrenzt das Angebot: Deutschlands Binnen- und Küstenaquakultur spielt mengenmäßig nur eine Nebenrolle. Selbst optimistische Prognosen gehen laut Thünen-Institut davon aus, dass der Anteil deutscher Produktion langfristig unter 15 Prozent bleiben wird.
Nachhaltiger Import als Teil der Lösung
Importe sind kein Widerspruch zu Nachhaltigkeit – im Gegenteil. Moderne Lieferketten ermöglichen Transparenz und Zertifizierung entlang der gesamten Wertschöpfung. Ob MSC-, ASC- oder IFS-zertifiziert: Nachhaltiger Fischfang und verantwortungsvolle Zucht sind längst internationaler Standard.
Für den deutschen Markt heißt das: Entscheidend ist nicht, woher der Fisch kommt, sondern wie er gefangen, verarbeitet und transportiert wurde. Wer auf geprüfte Herkunft, zertifizierte Partner und lückenlose Kühlketten achtet, sichert Qualität und Verantwortung gleichermaßen.
Fazit
Deutschland isst gern Fisch – und wird ihn weiterhin importieren müssen. Das ist kein Widerspruch, sondern eine Notwendigkeit in einer global vernetzten Ernährungswirtschaft. Der End of Fish Day am 8. März erinnert daran, dass regionale Grenzen dort aufhören, wo die Meere beginnen.
Als traditionsreicher Hamburger Seafood-Importeur kennt KANZOW diese Dynamik seit mehr als einem Jahrhundert. Der internationale Handel sorgt dafür, dass Vielfalt, Qualität und Verfügbarkeit von Fisch in Deutschland auch künftig selbstverständlich bleiben – 365 Tage im Jahr.




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